Mobbing! Wie Lukas vom Opfer zum Kämpfer wurde

Der 19-Jährige wurde als Schüler beleidigt und bedroht. Heute leistet er anderen die Hilfe, die ihm damals fehlte  

Als seine Mitschülerinnen und Mitschüler anfingen, Lukas Pohland zu schikanieren, hatten sie sich das falsche Opfer ausgesucht. Der heute 19-Jährige war damals in der siebten Klasse und einer Mitschülerin, die gemobbt wurde, zur Seite gesprungen. „Sie hatte erst nur eine altersgerechte Auseinandersetzung mit einer Freundin, doch die Dynamik, die sich dann entwickelte, war enorm“, erzählt der junge Mann aus Schwerte im Gespräch mit uns.  

Im Klassenraum wurden Lukas und seine Mitschülerin ignoriert, zeitweise beleidigt. Richtig schlimm wurde es im Digitalen: „Es gab beispielsweise eine Chatgruppe bei WhatsApp, das war eine regelrechte Hassgruppe. Dort wurden etwa Bilder von Messern gepostet und dazu die Frage gestellt: ,Mit welchen wollen wir sie abstechen?‘“, erzählt Lukas. Wiederholt wurden ihre Adressen veröffentlicht und zu Gewalttaten aufgerufen.  

Es geht ihm vor allem um Prävention 

„Ich weiß noch, wie hilflos ich mich damals gefühlt habe“, sagt der Student. Vielleicht ist er deswegen so schnell vom Opfer zum Kämpfer geworden – um die Hilflosigkeit loszuwerden. Mit 13 Jahren, da hatte er schon die Schule gewechselt, sprach Lukas als Sachverständiger vor dem Landtag in Düsseldorf. Kurz darauf gründete er dann seinen Verein Cybermobbing-Hilfe (www.cybermobbing-hilfe.de). 

Lukas sagt: „Die Anzahl der Kinder, die von Mobbing betroffen sind, steigt. Laut WHO erlebt jedes sechste Kind Mobbing.“ Er habe damals festgestellt, dass es kaum Hilfe gibt, sondern nur überforderte Lehrer, Eltern, die an ihre Grenzen geraten, und Polizisten, die selbst bei Gewaltaufrufen nichts tun (können), weil die Täterinnen und Täter meist nicht strafmündig sind. Die Verzweiflung auf der anderen Seite sei indes enorm. Viele Mobbingopfer leiden unter Kopf- und Bauchschmerzen, bekommen Schlafstörungen oder sogar Angststörungen oder Depressionen, die Leistungen in der Schule fallen ab.  

Deswegen setzt er mit seinen Mitstreitern auf Präventionsarbeit in Schulen. „Wir bieten Workshops an, in denen wir aufklären und sensibilisieren“, sagt Lukas. Außerdem haben sie eine Online-Beratung, bei der Betroffene ein offenes Ohr und Hilfe finden. Denn Lukas weiß: Jeder kann ein Opfer werden. Aber nicht jeder hat die Kraft, allein zu kämpfen.