Ihre Zivilcourage verhinderte eine Entführung
Es ist die wohl größte Sorge, die eine Mutter umtreibt: dass ihrem Kind etwas Schlimmes zustoßen könnte. Arda und Abdi haben genau das verhindert und einen 12-Jährigen aus den Fängen eines mutmaßlichen Entführers befreit. „Unsere Eltern haben uns eine gesunde Skepsis gegenüber Fremden beigebracht“, erklärt Arda, „das hat uns im Leben wirklich weitergebracht.“ Jetzt werden die jungen Männer in Mönchengladbach als Helden gefeiert und wohl immer an diesen schicksalhaften Tag im September 2023 zurückdenken.
Sie kamen gerade von der Schule, als ihnen auf der belebten Josef-Drauschke-Straße in ihrem Viertel ein Mann auffiel, der einen kleinen Jungen grob hinter sich herzog. „Die beiden haben ein so merkwürdiges Bild abgegeben, dass wir der Sache auf den Grund gehen wollten“, erinnert sich Arda, der gern seinem Bauchgefühl vertraut. Und tatsächlich: „Der Junge war tränenüberströmt, ganz rot und bat uns um Hilfe“, fügt Abdi hinzu. „Wir haben direkt verstanden, was Sache ist.“
Während alle anderen wegschauten, waren sie zur Stelle
Kein anderer Passant schenkte der Situation Beachtung, doch die beiden Freunde sprachen den Mann an und befreiten das wehrlose Kind aus seinem Griff. Dann teilten sie sich geistesgegenwärtig auf: Arda folgte dem stark alkoholisierten 61-Jährigen bis vor die Haustür und verständigte die Polizei. In der Zwischenzeit brachte Abdi, der selbst mehrere Geschwister hat, den schwer verängstigten Schützling zu dessen Familie in Sicherheit. Dort angekommen, schloss die Mutter ihren Sohn in die Arme und brach in Tränen aus, als sie hörte, was passiert war. Vater und Schwester lauschten bestürzt den Geschehnissen des Nachmittags. Sie alle sind dankbar für den mutigen Einsatz der beiden Retter, die schon seit Kindergartentagen ein eingeschworenes Team sind.
Der mutmaßliche Entführer kam in eine psychiatrische Einrichtung. Doch die Ruhe währte nicht lang. „Vor wenigen Tagen erst habe ich ihn wieder betrunken auf der Straße gesehen“, erzählt Arda. „Es ist nicht gerade prickelnd zu wissen, dass er wieder auf freiem Fuß ist.“ Ob der Mann noch einmal zudringlich werden könnte? Die Bewohner der Siedlung sind nun jedenfalls wachsam. Und für das Duo, für das sogar Mönchengladbachs Oberbürgermeister und der Polizeipräsident lobende Worte fanden, steht außer Frage: „Wir würden jederzeit wieder einschreiten, weil wir keine Angst haben.“
Anne-Kathrin Harders