Andrea Würtz deckt Pflege-Skandal auf

Diese mutige Frau deckt riesigen Pflege-Skandal auf!

Was in der Seniorenresidenz passierte, lässt Andrea Würtz bis heute nicht los – sie kämpft weiter

Eine Frau liegt hilflos im Bett, abgemagert, ihr Körper voller Brei. Ein Mann, dessen Urinbeutel seit Monaten (!) nicht geleert wurde, hat blutige Wunden. Überall abgelaufene Medikamente, Pilze in den Trinkbechern, Mäuse in der Küche. Würden Sie Ihre Angehörigen an einem solchen Ort wissen wollen? Denn was nach dem Schauplatz eines Horrorfilms klingt, spielte sich in Wahrheit in einem Seniorenheim ab! Andrea Würtz setzte diesem Spuk ein Ende, doch das Problem ist noch lange nicht aus der Welt. Rückblick: Frühjahr 2020, Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Oberbayern. Andrea Würtz ist im Auftrag des Gesundheitsamtes vor Ort. Was sie vorfindet, verstößt gegen weit mehr als nur die Corona-Schutzmaßnahmen: verdreckte Räume, unterernährte Menschen, hilflose Blicke. Im Gespräch mit auf einen Blick findet die 44-Jährige klare Worte: „Da wurden Menschenrechte mit Füßen getreten.“

Sie meldet die Vergehen, wendet sich an Vorgesetzte. Als das Heim nach weiteren schweren Vorfällen nicht geschlossen wird, geht sie an die Öffentlichkeit. „Alle wussten von den Missständen und haben weggeschaut, sahen keinen ausreichenden Anlass zur Schließung – aus Angst, Überforderung, Resignation.“ Die Zustände auf den Personalmangel zu schieben, sei für Würtz nicht die alleinige Lösung. Das Heim sei „nur ein Baustein des Systemversagens. Aber es ist falsch, zu pauschalisieren – es gibt gute Heime, aber zu wenige. Wir müssen die Kontrollsysteme ändern, um die Leute effektiv beschützen zu können.“ Es dauert anderthalb Jahre, bis ihr unermüdlicher Kampf anschlägt und das Heim geschlossen wird. Ein Sieg? „Es ist ein viel zu hoher Schaden für die Bewohner entstanden. Ich habe sie nicht schnell genug retten können“, so das Fazit der dreifachen Mutter. 17 Bewohner sind gestorben, in 88 Fällen wegen Körperverletzung ermittelt die Staatsanwaltschaft noch heute.

Auch für Andrea persönlich hat der Skandal Folgen: Sie musste nach ihrer Kündigung im Gesundheitsamt erleben, wie ihr selbst gekündigt wurde, musste sogar umziehen – für manche Kollegen ist sie Nestbeschmutzer. Doch sie bereut kein Wort, keine Tat. Vielmehr spornt es die Frau, die selbst mit einer krebskranken Mutter aufgewachsen ist und die Situation als pflegende Angehörige kennt, an, weiterzukämpfen. „Jedes einzelne Schicksal ist eine Schande und ist es wert, darüber zu sprechen. Das sind wir den Menschen schuldig.“

Andrea Würtz deckte Pflege-Skandal auf

Den Pflege-Alltag kennt Andrea Würtz selbst aus ihrer Zeit als Kinderkrankenschwester.