Claudia – der Schutzengel für Betrugsopfer
Trickbetrüger erbeuten immer mehr Geld. Mit einer cleveren Aktion stoppen jetzt Friseure die Gauner
Na, wer von euch hat ein neues Handy?“, begrüßte der Ex-Bezirksschornsteinfegermeister Ende letzten Jahres seine Töchter. Friseurmeisterin Claudia Schmidt (56) aus Uelzen (Niedersachsen) und ihre Schwester schauten ihn fragend an. „Aber ihr habt mir doch eine WhatsApp geschickt, dass ihr Geld für ein neues Handy braucht?”, wunderte sich der Senior. „Nein! Papa, das ist Enkeltrick 2.0!”, warnte Claudia. „Ich hätte nie gedacht, dass ich darauf reinfalle“, wunderte sich ihr Vater. Zum Glück hatte er die angegebene Nummer nicht angerufen.
Für eine Powerfrau wie Claudia Schmidt ist die Geschichte damit nicht zu Ende. Sie will handeln und spricht mit einem Polizisten. Und die beiden haben eine super Idee: Man könnte die Menschen in den Friseursalons vor den Betrügern warnen. Die Kunden sind entspannt, haben oft Vertrauen aufgebaut, sodass sie auch über etwas Dusseliges sprechen, das ihnen passiert ist. Und keine Angst davor haben, dass die Kinder zu ihnen sagen: „Ihr könnt nicht mehr selbst mit Geld umgehen.“
Schnell ließen sich die ansässigen Friseurinnen und Polizistinnen dafür begeistern. „Das Ganze war wie ein guter Schneeball, der ganz schnell riesengroß wurde“, freut sich Claudia Schmidt. „Wir haben seit März die Hälfte aller Salons besucht und Mitarbeiter und Kunden informiert“, erzählt Polizeikommissarin Stella Giese (30) von der Polizei in Uelzen. „In der Hälfte davon sagte jemand: Diese Nachricht habe ich auch schon bekommen.“ An jedem Spiegel hängen nun die Warnungen, sie steht auf Plakaten und auf den Terminzetteln.
Allein im Landkreis Lüneburg werden mit Trickbetrug viele Hunderttausende Euro im Jahr erbeutet, bundesweit sogar viele Millionen. „Die Dunkelziffer ist sehr hoch, weil viele sich schämen”, erzählt Kommissarin Giese. „Auf diese Weise werden Existenzen vernichtet.“ Ihr Tipp: „Man sollte sich immer rückversichern und die Angehörigen, die sich angeblich melden, selbst anrufen. Unter der bis dahin bekannten Nummer. Nichts ist so eilig, dass das nicht möglich wäre.” Gerade Ältere seien sehr höflich. Sie melden sich mit vollem Namen und beenden auch seltsame Telefonate nur ungerne. Dabei sollte man am besten gleich auflegen. „Und im Telefonbuch nur mit abgekürztem Vorname und ohne Adresse stehen.“
Eine Idee wie ein Schneeball, der schnell riesengroß wurde.