Ruth Strüder hilft Heim- und Pflegekindern

Bei uns finden Heimkinder neuen Halt

Wer ohne Hilfe ins Erwachsenenleben startet, hat es doppelt schwer. Ruth weiß das und hilft

Heute überwiegt der Stolz – auf das, was sie allein erreicht hat. Ruth Strüder hat Abi, macht eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin und managt ihr Leben selbstbewusst. Doch es gab Zeiten, in denen war die 21-Jährige vor allem: verzweifelt.

Als die Gladbacherin zwölf Jahre alt war, wurden die Verhältnisse in ihrem Zuhause immer schwieriger, die Eltern trennten sich, Ruth wurde aus der Familie genommen und wuchs in einer betreuten Jugend-WG auf. „Als ich älter wurde, fingen die Probleme erst richtig an“, erzählt sie auf einen Blick.

Kinder und Jugendliche, die in der Jugendhilfe großwerden, sind oft von dem Tag, an dem sie 18 werden, auf sich gestellt. „Finanzielle Unterstützung, Hilfe bei organisatorischen Fragen oder einfach, dass bei Sorgen Mama und Papa zuhören, fällt bei uns weg“, sagt sie.

Mit „uns“ meint Ruth sogenannte Careleaver (deutsch: Fürsorgeverlasser). Das sind Menschen, die in Heimen, bei Pflegeltern oder in anderen Einrichtungen großwerden. „Sie müssen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben Hürden überwinden, die anderen fremd sind.“ Ein Beispiel: Careleaver müssen Betreuungskosten zurückzahlen – bis zu 25 Prozent des Einkommens können das monatlich sein.

Doch dank Ruth und ihren Mitstreitern vom Verein Careleaver (www.careleaver.de) gibt es heute ein Netzwerk, bei dem Betroffene Halt bekommen, sich austauschen und Tipps geben können. Ruth, die im Vorstand ist und die Regionalgruppe in Nordrhein-Westfalen leitet, sagt: „Ich weiß, wie ich es geschafft habe und kann nun anderen helfen, es zu schaffen.“

Der Verein bietet auch Treffen und Workshops an. Ruth und ihre Kollegen, die alle ehrenamtlich arbeiten, werden dabei mit ihrem eigenen Werdegang Vorbilder zum Anfassen. Und dank ihres Engagements entsteht eine Gemeinschaft. Ein bisschen wie eine Familie – nur größer.

Ruth Strüder hilft Heim- und Pflegekindern