Bei Jessica finden Trauernde Trost

Bei Jessica finden Trauernde Trost

Sie selbst fand nach dem Tod des Vaters im Hospiz Halt. Deshalb ist sie heute für andere da

Trauer, Krankheit, Tod – das sind eigentlich nicht die Themen, mit denen sich junge Menschen beschäftigen. Bei Jessica Schmidt aus Liebenstein (Thüringen) ist das anders. Seit fünf Jahren betreut die 23-Jährige im ambulantes Hospiz-Zentrum Bad Salzungen & Rhön Kinder und Jugendliche, die nahe Angehörige verloren haben oder verlieren werden sowie schwerkranke Menschen – und das in ihrer Freizeit.

Warum sie das macht? Sie war selbst mal eine von ihnen. Als sie 12 Jahre alt war, wurde bei ihrem Vater Krebs diagnostiziert. Zwei Jahre später starb er. „Da habe ich am eigenen Leib erfahren, wie wichtig diese Arbeit ist, wie viel Kraft sie mir gegeben hat, und das wollte ich gerne weitertragen“, so Jessica im Interview mit auf einen Blick. Deshalb arbeitet sie nach einer Ausbildung zur ehrenamtliche Hospizhelferin seit 2018 offiziell in der Einrichtung.

Gerade beendet sie zudem ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Zeit für ihre Schützlinge nimmt sie sich trotzdem. Einmal im Monat trifft sich die Kindertrauergruppe und alle zwei Wochen besucht Jessica eine junge Frau, die selbst erkrankt ist. Die Themen Trauer und Sterben vereint sie zwar alle, sollen aber nicht immer im Mittelpunkt stehen. „Es geht auch darum, einfach ein bisschen Unbeschwertheit zu erleben“, erklärt Jessica. Darum wird gebastelt, gespielt oder auch mal ein Ausflug gemacht.

Manchmal brauchen die Kinder einfach eine gute Freundin. Da merkt Jessica auch, wie hilfreich ihr Alter ist. Denn nur sehr wenige Hospizbegleiter sind so jung wie sie. „Aber es ist verdammt wichtig, gerade für die, die selbst erkrankt sind, dass es auch jemanden auf Augenhöhe gibt, mit dem man sich austauschen kann.“ Und: Wer mit so viel Herz bei der Sache ist, motiviert vielleicht auch mal die eigenen Schützlinge zum Ehrenamt.